Thursday, June 16, 2011

July 10

Wie ein dummes Blatt Papier einen zum Heulkrampf bringen kann. Ich dachte wirklch, ich könnte es irgendwie handhaben, aber gestern wurde ich eines Besseren gelehrt.
Nachdem die Armyfraktion McHubby länger als geplant auf dem Stützpunkt behalten hatte, wollten wir schnell was zum Essen bei Mäcces holen. Wir stiegen also ins Auto, wie immer lag sämtlicher Müll auf meiner Seite. Also hab' ich das Zeug erstmal auf den Schoß genommen. Dann ein wenig mit McHubby's patrol cap rumgespielt, festgestellt, dass diese furchtbaren eckigen caps meinen Kopf komplett viereckig aussehen lassen, und das Teil dann auf den Rücksitz geschmissen. Dann habe ich die Papiere genommen, umgedreht und... war geschockt.
Seine orders.
Mit dem Abflugsdatum.
Ohne genaues Rückflugdatum.
Sein Name, der Einsatzort.
Innerhalb von 5 Minuten liefen die Tränen. Ich bin ein Meister der lautlosen Heulerei, bei mir laufen meistens nur die Tränen. "Are you okay?" - "Mhm." Dann ein Seitenblick von ihm und er wusste, ich war nicht okay. Ich glaube, er weiß bis jetzt nicht, was eigentlich los ist. Jedenfalls war der gestrige Tag gelaufen. Ich habe von rund 7PM bis 9.30PM durchgeweint. Je später der Abend, desto heftiger der Weinkrampf. Inklusive Zittern und weichen Knien. Ich war selbst geschockt über die Reaktion meines Körpers, immerhin habe ich die letzten Wochen/Monate schon damit gekämpft, mir einzureden, dass alles okay ist, dass es eventuell kein komplettes Jahr ist, dass ich in eine neue Wohnung ziehen kann, die ich selbst einrichten kann. Das Alles war gestern aus meinem Kopf gelöscht. Komplett.
Die Nacht war nicht viel besser. Ich war hellwach, am Zittern und hatte die fürchterlichsten Kopfschmerzen, die ich jemals gehabt hatte. Ungelogen. Jetzt bin ich natürlich dementsprechend müde. Ich hatte vor ein paar Minuten zum ersten Mal in meinem Leben Nasenbluten. Eklige Angelegenheit. Weinen muss ich bisher nicht. Vielleicht habe ich auch gar keine Tränen mehr.

Ich habe Angst vor dem deployment. Nicht unbedingt, dass McHubby weggeschossen oder weggebombt wird, ich weiß, wie er arbeitet und ich weiß, dass er's drauf hat. Vielmehr habe ich wirklich Angst vor der Einsamkeit. Niemanden zum Reden zu haben. Angst davor, dass McHubby's Befürchtungen wahr werden und er ab Oktober kein Internet haben wird.
Bisher habe ich noch nicht mit ihm geredet. Oder konnte mit ihm reden, weil meine Stimme immer wieder weg ist. Er versteht das wahrscheinlich auch nicht. "I know you want me to stay..." - "You can't...". Er versucht mir Hoffnungen zu machen, dass er vielleicht doch nicht gehen muss, da er heute und in 2 Wochen noch Termine wegen seines Knöchels hat. Aber das macht es noch schlimmer. Ich will mich nicht an diese Hoffnung klammern, nur damit ich wieder enttäuscht werde.
In 3 Wochen ist er weg. Für 6-12 Monate. Mit einem 9-10h Zeitunterschied.

Das hat er mir gestern mitgebracht. Die Dinger sind eigentlich für Kinder, aber er hat eins geklaut. Ich glaube, ich steck' da ein Foto von irgendeinem seiner Bosse rein und benutze es als Voodoopuppe...





3 comments:

  1. Hallo!

    Ich verfolge deinen Blog schon eine ganze Weile und bin ziemlich traurig, dass hier so wenige Kommentare abgegeben werden. Ich hoffe für dich ist das kein Grund mit dem bloggen aufzuhören, denn ich möchte deine Geschichte gerne weiter verfolgen! Ich finde es unheimlich bewundernswert, dass du dein Leben für deine große Liebe aufgegeben hast und jetzt so stark bist. Ich wünsche dir alle Kraft dieser Welt, du wirst das Jahr mit Sicherheit durchstehen und dann kann euer gemeinsames Leben richtig starten!

    ReplyDelete
  2. Aww wie lieb ♥
    Mit dem Bloggen werde ich definitv nicht aufhören, weil es für mich eine weitere Art ist alles rauszulassen, was sich so in mir anstaut. Ich glaube, dass ich ohne den Blog alles in mich reinfressen würde und dann irgendwann nicht mehr weiter könnte

    ReplyDelete
  3. Hi,
    ich lese auch schon länger anonym mit. Ich denke, die Kommentare sind weniger geworden, weil Du Dich frustriert und traurig bist. Was sollen Dir Fremde dazu schreiben außer Kopf hoch, wird schon...bei Blogs mit vielen Kommentaren geht es ja eher um Oberflächliches. Bitte nicht böse sein, das ist kein Vorwurf, Du schreibst ja gerade selbst, der Blog sei Dein Ventil, und wenn es Dir hilft, finde ich das auch o. k. Dich hier "auszukotzen".

    Ich gebe Dir trotzdem einen Rat: egal ob Dein Mann nun ein ganzes Jahr weg bleibt oder nicht, DU musst für Dich eine befriedigendere Situation schaffen d. h. Dein Studium aufnehmen, auch wenn Ihr dann z. B nach seiner Rückkehr erst mal noch weiter getrennt wäret. Du musst das langfristig sehen, Kinder willst Du ja nicht und so wie ich es verstanden habe, ist Dein Mann ja Soldat auf Zeit.
    Wenn Du die Situation nicht änderst und Dir keinen wirklich sinnvollen Lebensinhalt schaffst, wirst Du nur noch frustrierter und machst das kaputt, weshalb Du eigentlich alles aufgegeben hast, nämlich die Liebe zu Deinem Mann.
    Sorry, ein bischen lang, aber ich meine es wirklich gut.
    Alles Gute!

    ReplyDelete